Ihr Lieben, im folgenden darf ich euch Mike Erler von Mike & More MIndful Movement vorstellen: einen Yogalehrer, den der ein oder andere bestimmt schon einmal gesehen hat. Mike hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit Männern Yoga zu üben.
Liebster Mike, im Raum Lübeck praktizierst du u. A. „Wilde Kerle- Yoga“, SUP Yoga, Mobilitätstraining und bietest weltweit Retreats und Workshops an.
Wie kam Yoga zu dir/ du zum Yoga?
Ich war 2005/2006 auf einem Surfurlaub in Portugal und in diesem Surfcamp wurde Yoga angeboten. Meine damalige Freundin hat mich da mit hin genommen und wir haben mit einer Hamburger Lehrerin Yoga geübt. Zu Beginn mutete es mir schräg an, ab Tag 3 spürte ich die Wirkungen des Pranayama und ab da ist der Entschluss gereift Yoga selbst auch unterrichten zu wollen. So bin ich dabei geblieben. Zeitgleich kam das Surfen in mein Leben, beides begleitet mich mit einer wahnsinnig großen Freude.
Gab es in deinem Leben diesen Moment, der alles auf den Kopf gestellt hat?
Es gab tatsächlich immer wieder Momente in meinem Leben, die alles auf den Kopf gestellt haben. Es gab also nicht nur diesen einen Moment, wenn ich aber den einen Moment benennen kann, der alles auf den Kopf gestellt hat, so ist es der Moment, als meine Tochter zur Welt kam.
Das hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Jeder der schon Vater oder Mutter geworden ist, kann das sicher bestätigen. Dieser Tag, dieser Moment vor mehr als 23 Jahren, als dieses kleine Wesen in mein Leben geschossen kam, das war schon wirklich krass. Es gab schon Momente in meinem Leben, die mich in die eine oder andere Richtung ordentlich durchgeschüttelt haben, aber das nachhaltigste, ist tatsächlich die Geburt meiner Tochter. Der Nummer 1 Moment überhaupt: Seit über 23 Jahren erlebe ich das, fühle das, genieße es und freue mich wahnsinnig darüber, jeden Tag neu.
In der Trinität von Körper, Geist und Seele: Welche Praxis bietet dir zur Zeit den größten Benefit? Wie wichtig ist dir deine eigene Praxis?
Für mich ist Körper & Geist eins, ich spreche von einer Dualität. Mein Schwerpunkt ist Pranayama. Yoga ist so viel mehr als die körperliche Praxis. Auf der anderen Seite ist es so, dass die körperliche Praxis mich in tiefere Bereiche geführt hat und ich über die Asanapraxis einen Zugang zu mir bekommen habe, zu den tieferen Schichten. Wenn wir hier von den Koshas sprechen wollen, so ist das tatsächlich das, was mir den Zugang zu tieferen Ebenen verschafft hat.
Meine eigene Praxis sieht seit Jahren so aus, dass ich atme und meditiere, da ich auch einfach viel unterrichte. Mit meiner physischen Praxis arbeite ich aus, was Atmung und Meditation mir für Aufgaben stellen oder welche Hinweise ich bekomme. Mein Körper zeigt mir immer das auf, was auf einer tieferliegenden Ebene nicht ausbalanciert ist und wenn ich hier genau lausche, kann ich den physischen Körper ausbalancieren. Eine so interessante Sache. So kommt die Seele zu ihrem Ergebnis. Das ist Yoga, so wie ich es formuliere.
Gibt es etwas oder Jemanden, der dich immer wieder inspiriert, dass oder der dich immer wieder antreibt?
Mich inspiriert tatsächlich sehr viel. Sehr viele Menschen, aber auch meine Gartenarbeit. Hier erde ich mich, zentriere mich, finde meine Mitte. Hier baue ich mein Gemüse an, hier säe ich aus und ernte. Ich decke mich für Herbst/ Winter bis zum Frühjahr ein mit meinem eigenen Gemüse, das Einkochen, das Einwecken, das Einfrieren, das sind alles Dinge, die ich mache und die mich sehr inspirieren. Es gibt Menschen in diesem Yoga- Zirkus, die mich inspirieren, das ist immer mal verschieden, es gibt Wegbegleiter, seit 15 Jahren, die mich immer wieder inspirireren und über die ich mich freue, dass es sie gibt, dass wir uns schon so lange begleiten dürfen. Es kommen aber auch immer wieder neue hinzu, mit neuen Ideen, mit einem neuen Verständnis, ich nenne sie die „Young Guns“, die jungen Wilden, speziell aus dem US amerikanischen Bereich, die Yoga, die Bewegungslehre nochmal neu formulieren, von einer neuen Seite zeigen, auch das inspiriert mich sehr. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die noch nie in ihrem Leben eine Yogamatte gesehen haben und mich auch inspirieren, genauso inspirieren. Witzigerweise habe ich tatsächlich häufiger mit Menschen zu tun, die nichts mit Yoga zu tun haben, die mich sehr nachhaltig beeinflussen und inspirieren. Was mich tatsächlich antreibt, was ich auch selbst niemals gedacht hätte, ist diese Männeryogageschichte, was über das Maß des physischen hinaus geht, über das Unterrichten von Asanas hinaus, das ist das, was mich antreibt. Ich überlege mir jeden Tag neu, was ich verändern kann, wie ich was transportieren kann, um mehr Männer dazu zu bewegen, einfach mal einen Moment in die Ruhe zu kommen. Das treibt mich jeden Tag aufs neue an. Und so abgefahren, wenn mir das einmal jemand gesagt hätte, dass ich mir darüber jeden Tag Gedanken machen würde, was wie wo warum ich Männer erreiche, hätte ich ihn wahrscheinlich ausgelacht. Aber es ist so toll, morgens aufzustehen, in den Spiegel zu schauen und festzustellen „Was machen wir heute“, was kann ich heute rausfinden, entdecken, um Männer zu erreichen, anzusprechen und zu sagen „hey! So wie es mal war, geht es nicht und ihr dürft da mal über euch nachdenken.“ Die Männer ins Fühlen zu bringen ist für mich ganz und gar großartig.
Wenn du drei deiner liebsten Yogabücher empfehlen würdest: Welche wären das?
Das ist sehr sehr schwer. Ich habe zwar eine Menge Yogabücher, aber ich sehe in diesen Büchern nicht mein Heil. Ein Yogabuch, was in meiner Sammlung nicht fehlen darf ist natürlich „Yoga für den Mann“ von Patrick Broome. Das ist das, was damals der eintscheidende Impuls war, mich diesem Thema Männeryoga anzunehmen. Auch sein Buch „Spiritueller Krieger“ ist ein super Knaller für Männer, die einfach mal über den Tellerrand hinausschauen wollen und gucken, ob sie was für sich finden können. Ansonsten „The Science of Yoga“ von William J. Broad, Mark Whitwell „Herzyoga“, René Hug mit seinem Buch über Yin Yoga Resorative, was eines der ersten Bücher im Kontext Yoga, was ich gelesen habe, wo ich Autor und Buch auch zusammenbringen konnte. Das ist mir immer sehr wichtig, bringe ich diesen Menschen, mit dem, was er da schreibt, zusammen. Für meinen Unterricht total wichtig ist Samy Molcho und „Alles über Körpersprache“, über den Tellerrand Yoga hinaus zu schauen und zu sehen, welche Skills kann ich mir noch aneignen, um Mensch, Mann, auch zu helfen. Das ist das, was mich antreibt. Oder Friedemann Schulz von Thun „Miteinander reden“ über allgemeine Kommunikationspsychologie, was ich ganz toll finde, was mich persönlich festigt, mit dem was ich mache und mir Möglichkeiten an die Hand gibt, den Männern, die zu mir kommen, auch ein Stück weit unter die Arme zu greifen. Katonah Yoga, alles, was Nevine Michaan schreibt, auch mit dem Hintergrund des Daoismus, finde ich großartig. Es gibt doch also einige und häufig auch solche, die gar nichts mit Yoga zu tun haben.
DANKE, Mike!
Es ist so eine Freude, Dir zuzuhören, bei dem, was du über das Leben erzählst, über Yoga und den Tellerrand.
Schau doch mal auf Mikes Seite www.mikeandmore.net vorbei. Hier findest du auch Yogavideos und natürlich bei YogaEasy.
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Foto Credit: Markus Werner @thefreelenser
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